Grüne Wirtschaft – grünes Wachstum?

Die Initiative für eine Grüne Wirtschaft hatte zum Ziel, den Ressourcenverbrauch der Schweiz auf ein verträgliches Mass zu drosseln. Ein Problem auf dem Weg zu einem sorgsameren Umgang mit Energie und anderen Ressourcen ist der sogenannte Rebound: Effekte von Effizienzgewinnen, die zur Verlagerung des Eingesparten führen (der Motor erbringt zwar die gleiche Leistung mit weniger Treibstoff, dafür hat das neue Auto jetzt eine Klimaanlage und mehr PS …) und die Umwelt unter dem Strich gar nicht entlasten. Rebound-Effekte machen Effizienz-Fortschritte zunichte.

Wie gehen die Grünen mit der Rebound-Problematik um? Die Initiative für eine Grüne Wirtschaft, über die wir am 25. September abgestimmt haben, wollte die Wegwerfwirtschaft durch eine Kreislaufwirtschaft ersetzen. Produkte sollten qualitativ hochwertig, reparierbar, nachrüstbar und am Ende ihrer Lebensdauer vollständig rezyklierbar sein und der Energieverbrauch massiv gesenkt werden mit dem Ziel, die Schweizer Wirtschaft bis im Jahr 2050 nachhaltig zu machen. Entscheidenes Kriterium dafür ist der ökologische Fussabdruck, der die Umweltbelastungen messbar macht. Er soll eine Erde nicht übersteigen; heute braucht der Schweizer Lebensstil mehr als drei Erden, verbraucht also dreimal so viel Ressourcen und hinterlässt dreimal so viel Müll, wie der Planet verkraften kann. Indem die Initiative für eine Grüne Wirtschaft den ökologischen Fussabdruck als Messgrösse definiert, räumt sie auch mit dem Rebound-Effekt auf.

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Es geht!

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse und der SVP-nahe Hauseigentümerverband kämpfen verbissen gegen die Initiative für eine Grüne Wirtschaft. Mit einer faktenfreien Angstkampagne versuchen sie der Bevölkerung einzureden, dass wir uns bei einer Annahme der Vorlage alle stark einschränken müssten. Was ist davon zu halten?

Die Stromrechnung unseres kleinen Einfamilienhauses betrug für das Jahr 2015 ganze 905 Franken. Das hat nicht nur für Heimelektronik und Licht gereicht, sondern auch zum Kochen, Backen, Kühlen, Lüften, Duschen und Heizen. Mit der Produktion unserer (nicht KEV-subventionierten) Solaranlage haben wir 850 Franken eingenommen. Die Nettoenergierechnung 2015 betrug also lächerliche 50 Franken. Unser Haus stammt aus dem Jahr 1959, wurde nach Minergie-P-Standard saniert und kostete nicht mehr als ein vergleichbares neues Einfamilienhaus.

Die Initiative für eine ressourceneffiziente, nachhaltige Wirtschaft (Grüne Wirtschaft) ist für die Schweiz keine Bedrohung, sondern eine Chance. Verbände, die sich so sehr vor der Zukunft fürchten wie Economiesuisse, der Gewerbeverband und der Hauseigentümerverband, sollten sich auflösen. Es gibt ja fortschrittliche Alternativen wie Swisscleantech und den Hausverein. Wer im Ernst glaubt, man könne ohne Heizöl nicht warm duschen und ohne Benzin nicht Autofahren, hat – mit Verlaub – einen an der Waffel.

Wann, wenn nicht jetzt?

Am 25. September kommt die Volksinitiative für eine Grüne Wirtschaft zur Abstimmung. Sie will die Umweltbelastung der Schweiz bis im Jahr 2050 auf ein zukunftsfähiges Mass reduzieren – mit Kreislauf- statt Einwegwirtschaft, das heisst qualitativ hochwertigen, reparierbaren und am Ende ihrer Lebensdauer vollständig rezyklierbaren Produkten. Das Anliegen geniesst in der Bevölkerung grosse Sympathie. Den meisten Menschen ist mittlerweile klar, dass der Raubbau an unserem Planeten nicht weitergehen darf, wenn auch kommende Generationen noch ein gutes Leben haben sollen. Der ökologische Fussabdruck, das Mass für die Umweltbelastung durch unsere Gesellschaft, soll dereinst eine Erde nicht übersteigen. Heute beansprucht unser Lebensstil mehr als drei Erden: Wir verbrauchen dreimal so viel Ressourcen und produzieren dreimal so viel Abfall, wie unser Planet langfristig verkraften kann.

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